Weltnaturerbe Wattenmeer seit 2009
Wenn in bestimmten Küstenbereichen während der Niedrigwasserzeit (Ebbe) der Grund des Meeres unter dem Einfluss der Gezeiten täglich zweimal freigelegt (Sedimentflächen, die im Gezeitenbereich ›trockenfallen‹) und während der Hochwasserzeit (Flut) die Sedimentflächen wieder in den früheren Zustand versetzt werden, sprechen wir vom ›Wattenmeer‹ Das Wattenmeer von der UNESCO 2009 als ›Weltnaturerbe Wattenmeer‹ ausgezeichnet.
Vorgelagerte Inseln, Halligen, Sandbänke und flach verlaufender Meeresboden sorgen dafür, dass die Kraft von Wellen und Strömungen gebremst wird. Energiearme Küsten begünstigen somit die Bildung großer Wattflächen. Allein in Schleswig-Holstein beträgt ihr Anteil etwa 2.500 km². Um das Watt zu schützen, wurde am 22. Juli 1985 das Nationalparkgesetz zum 1. Oktober 1985 beschlossen. In diesem Gesetz wird der unter Naturschutz stehende deutsche Teil des Wattenmeeres zusammen mit dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, dem Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer und Teilen der nicht unter Naturschutz stehenden Elbmündung festgelegt.
Die Wattflächen der Nordsee bilden weltweit die größte zusammenhängende Schlick- und Sandwattfläche mit jährlich 10 bis 12 Millionen durchziehenden Zugvögeln. Sie beherbergen mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten und sind von einzigartiger Bedeutung für die weltweite Biodiversität (Gemeint sind die drei Bereiche: Vielfalt der Ökosysteme, Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten). Das Watt gehört deshalb zu den bedeutendsten und größten Arealen der Welt. Das Wattenmeer erstreckt sich vom nördlich gelegenen Esbjerg in Dänemark bis zur niederländischen Stadt Den Helder im Westen. Dazwischen liegen etwa 450 km Entfernung. Durchschnittlich wird alle 6 Stunden und 12 Minuten der Grund einer etwa 11.500 km² großen und 20 bis 40 km breiten Wasseroberfläche freigelegt.
Zudem gilt das Wattenmeer als außergewöhnlich dynamisches Biotop, da es ständigen Veränderungen ausgesetzt wird und sich unter dem Einfluss der Gezeiten zu einer vielfältigen Landschaft mit stetig wechselndem Aussehen entwickelt (vgl. Unser Weltnaturerbe Wattenmeer, Gemeinsames Wattenmeersekretariat, Wilhelmshaven).
Für zahlreiche Tiere und Pflanzen bilden die speziellen Bedingungen des Wattenmeeres den idealen Lebensraum. Dazu zählen Muscheln, Schnecken, Wattwürmer, Krebse, winzige Algen, der Queller oder verschiedene Braunalgen, beispielsweise der Blasentang, ebenso zahlreiche Fischarten, Kegelrobben, oder Seehunde. Im Frühjahr und Herbst rasten dort die Ringelgänse, die deshalb auch als echte ›Wattenmeergänse‹ bezeichnet werden. Zu den weiteren typischen Vogelarten, die dort angetroffen werden können, gehören auch die Brandgans, die Eiderente, der Austernfischer, die Silbermöwe, der Alpenstrandläufer und der Sanderling, den man auch ›Keen Tied‹ = ›Keine Zeit‹ nennt, da er in Windeseile den auf- und ablaufenden Wellen hinterherläuft, um Krebstiere und Würmer aus dem Sand zu picken.
Im Juni 2009 wurden zunächst das deutsche und das niederländische Wattenmeer von der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Für ein Naturschutzgebiet ist dies die höchste Auszeichnung, die mit einer Art Nobelpreis vergleichen werden könnte (vgl. Unser Weltnaturerbe Wattenmeer, Hrsg. Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Natur). Im Jahre 2014 wurde die Liste um das dänische Wattenmeer erweitert.
© Fotografie | Dieter Johannsen
Literaturverzeichnis
Abbildung
© Fotografie | Dieter Johannsen – Titel: Auflaufendes Wasser des Wattenmeeres