Eine Lahnung beschleunigt die Sedimentation
Neben den Deichen und den Salzwiesen (Heller), die das Deichvorland bilden und den Fuß des Hauptdeiches vor Ausspülungen (Erosionen) schützen, gehört der Bau einer Lahnung zu den wichtigsten Säulen des Küstenschutzes.
Lahnungen werden im Übergangsbereich von den Watten zu den Salzwiesen (Heller, Deichvorländer) errichtet. Niemeyer und Kaiser beschreiben als vorrangiges Ziel, die Sedimentation zu stützen und den Anwachs von Hellern zu beschleunigen. Während man in früheren Jahren durch diese Vorgehensweise traditionell auf die Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge gesetzt habe, so Niemeyer und Kaiser, reiche die schon lange bestehende Zielsetzung aufgrund der rückläufigen Entwicklung des Bedarfs an landwirtschaftlichen Flächen als alleiniges Argument nicht mehr aus, die Schaffung und Erhaltung besonderer Lebensräume fördern zu wollen. Vielmehr böte das System aus Lahnungen, Hellern und Sommerdeichen einen »mittelbaren und unmittelbaren zusätzlichen Schutz für den Seedeich« (Niemeyer/Kaiser, 2002, Seite 15) und trage außerdem zu einer deutlichen Minderung der Sturmflutgefahr bei.
Worin unterscheiden sich ›Lahnungen‹ von den ›Buhnen‹?
Buhnen und Lahnungen unterliegen in der Regel dem gleichen Bauprinzip: Sie bestehen aus doppelreihigen Holzpflöcken, die mit walzenförmigen Reisig- oder Rutenbündeln von jeweils zwei bis drei Metern Länge, den sogenannten Faschinen, gefüllt werden.
In sturmflutgefährdeten Bereichen werden Buhnen im rechten Winkel zur Küste und in einzelnen Pfahlreihen, die etwa in einem Abstand von 60 bis 100 m parallel zueinander angeordnet sind, etwa 80 Meter in das Meer hineingebaut. Sie haben die Aufgabe, die Dynamik der Brandungen in Ufernähe zu minimieren (Wellenbrecherfunktion) und küstenparallele Strömungen zu dämpfen.
Auch Lahnungen kommen im Uferbereich des Wattenmeeres als Uferschutzanlage zum Einsatz. Sie unterliegen jedoch einer erweiterten Bestimmung. Für die traditionelle Landgewinnung entstehen mittels Lahnung etwa 100 x 200 m große Rechteckfelder, die sogenannten Lahnungsfelder, die ebensfalls in Ufernähe gebaut werden. Sie haben die Aufgabe, das einströmende Flutwasser zu beruhigen (Niemeyer und Kaiser bezeichnen diesen Vorgang als Geschwindigkeits- und Turbulenzreduzierung), so dass sich die eingeschwemmten Schwebteile absetzen können, um die Sedimentierung, also die Aufschlickung zu beschleunigen. In den Lahnungsfeldern werden zusätzlich lineare Gräben gezogen, die auch als ›Grüppen‹ oder ›Grüppel‹ bezeichnet werden. Die dabei entstehenden Zwischenräume werden Beete genannt, die den ausgehobenen Boden der Gräben aufnehmen. Gleichzeitig wird die Entwässerung zwischen den Gräben verbessert. Der Boden zwischen den Gräben erhöht sich auf diese Art jedes Jahr um etwa 10 cm. Nach ein bis zwei Jahrzehnten sind aus dem Meeresboden Salzwiesen (Heller) entstanden.
»Lahnungen werden mit dem Ziel errichtet, den von ihnen eingeschlossenen Wasserkörper gegen dynamische Anregungen von außen abzuschirmen und seine Eigendynamik zum Abklingen zu bringen« (Niemeyer/Kaiser, 2002, Seite 20).
© Fotografie | Dieter Johannsen
Abbildung
- © Fotografie | Dieter Johannsen – Titel: Lahnungsfelder im Bereich des Schlüttsieler Fährhafens, welche den Vorgang der Verlandung beschleunigen
Literaturhinweise
- Hanz Dieter Niemeyer und Ralf Kaiser, Hydrodynamische Wirksamkeit von Lahnungen, Hellern und Sommerdeichen, in: Die Küste, 64, 2001, Seiten 15-60, Kuratorium für Forschung im Küsteningenieurwesen, c/o Bundesanstalt für Wasserbau, Hamburg 2002